Manfrotto MT190CXPRO3 Carbon 190 Tripod
Der Weg ist das Ziel
Auf der Suche nach einem stabilen Reisestativ habe ich festgestellt, dass man im Internet viele Berichte, viele Videos und viele Vergleiche findet, die mir zumindest nicht viel weitergeholfen haben. Hatte ich mich nach dem Schauen eines Beitrags auf Youtube noch für ein Stativ entschieden, so ließ mich das nächste Video die Entscheidung wieder anzweifeln. Man merkte irgendwann recht schnell, dass in vielen Beiträgen und Videos selbstverständlich die Präferenzen der Referenten für eine bestimmte Marke eingingen, was ein objektives Beurteilen kaum möglich macht.
Erschwerend hinzu kommt auch, dass man (ausser als Verkäufer) kaum die Möglichkeit hat X-beliebige Stative auszuprobieren. Nach mehreren Tagen des Forschens habe ich mich dann letztendlich dazu entschlossen das Ganze etwas anders anzugehen. Ich bin von meinem Bedarf ausgegangen und habe mich gefragt, welches Stativ dafür wohl das Geeignetste sei.
Da ich eine Nordlicht-Reise plane, wo es hauptsächlich um Langzeitbelichtungen geht, war für mich klar, dass das Stativ stabil sein muss. Ob ein Stativ bei Langzeitbelichtungen schnell aufgebaut werden kann, war mir hingegen eher zweitrangig (die ewige Frage nach Dreh- oder Klickverschlüssen).
Nordlichter sind selten in Mitteldeutschland anzutreffen, also muss das Stativ mit auf Reisen. Ergo muss es leicht und klein sein. Leicht und stabil sind eigentlich zwei Gegensätze, die sich ausschliessen. Zumindest, wenn man jetzt auch noch den Faktor Preis mit ins Spiel bringt.
Die strukturierte Suche
Mit diesen Eckdaten bin ich dann auf die Suche gegangen:
- Stabil : 3 Segmente sind i.d.R. stabiler als 4 Segmente, da das letzte ausziehbare Rohr einen sehr geringen Durchmesser haben muss.
- Größe Packmaß : 4 Segmente sind i.d.R. kleiner im Packmaß als 3 Segmente, da man hier mehrere Segmente ineinander schieben kann.
- Größe Stativ max : 3 Segmente sind i.d.R. höher als 4 Segmente, weil hier die einzelnen Segmente länger sein können.
- Gewicht : Alu ist schwerer als Carbon
- Preis : Carbon ist teurer als Aluminium.
Das sind erstmal ein paar Fakten, die auf die meisten Stative, die in die Auswahl kamen, zutreffen. Ich habe mir dann angeschaut welche Größe des Stativs überhaupt in meinen Koffer geht. Vor Ort werde ich das Stativ eh am Rucksack befestigen, da spielt bei mir die Größe eine eher untergeordnete Rolle.
Dabei kam raus, dass in den Koffer problemlos ein Stativ mit 71cm Packmaß passen würde. Im Punkto Stabilität konnte ich also in die Vollen gehen und mir getrost ein Stativ aussuchen, welches nur 3 Segmente hat. Es ist damit größer in der Maximalhöhe und erlaubt mir dadurch mit komplett eingefahrener Mittelsäule genauso hoch zu fotografieren, wie bei einem 4 segemntigen Stativ mit ausgezogener Mittelsäule. Eine ausgezogene Mittelsäule bedeutet in jedem Fall, dass das es instabiler wird, weil hier eben rein physikalisch ein ungünstiger Hebel wirkt.
Auf der Suche nach einem “preisgünstigen” 3 Segmente Stativ bin ich relativ schnell auf das Manfrotto MT190CXPRO3 Carbon 190 gestoßen. Das hat bei Foto-Leistenschneider abzüglich 10% Rabatt 224,10€ gekostet und das obwohl das Material Carbon ist. Die Aluminiumvariante wäre ca. 100 € günstiger gewesen (aber eben auch 400g schwerer). Das Packmaß liegt bei 61cm (ohne Kopf) und das Gewicht bei 1600g (ohne Kopf)
Zum Vergleich hatte ich mir dann auch nochmal das Sirui T-2204X angeschaut, welches von vielen Fotografen empfohlen wird. Es ist ebenfalls ein Carbonstativ, allerdings mit 4 Segmenten. Das Packmaß liegt hier bei 42,2cm (also deutlich kleiner) und das Gewicht bei 1260g (also deutlich leichter). Der Preis ist ungefähr derselbe. (+ 50€)
Die Qual der Wahl und das Fazit
Den Ausschlag für das Manfrotto hat für mich ergeben, dass das Sirui Stativ komplett ausgefahren (142,5cm) genauso hoch ist, wie das 190er mit komplett eingefahrener Mittelsäule. Die Verarbeitungsqualität ist bei beiden Stativen hoch und die jeweiligen Extras (Sirui : integrierte Spikes, tauschbare Mittelsäule, Manfrotto: umlegbare Mittelsäule, 3/4 Zoll Anschluss für extra Equipment) spielten bei mir keine Rolle.
Ich habe also bewusst in Kauf genommen, dass ich ca. 500g (mit Kopf) und 19cm mehr mit mir rumtragen muss. Dafür bin ich in der gleichen Höhe stabiler, habe noch Luft nach oben (im wahrsten Sinne des Wortes) und war letztendlich 50€ günstiger.
Letztendlich war das für mich der Weg zu dem für mich richtigen Stativ zu gelangen, ohne mich von Influencern influencen zu lassen. Das hatte ich probiert, aber mittlerweile ist es so, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und einem ein strukturierter Entscheidungsweg nicht mehr erspart bleibt.